Samstag, 26. Dezember 2009

Menschlichkeit bleibt fern

Ergießende Fülle,
wahnwitziger Gülle.
Ein eisiger Wind
trifft menschliches Kind.
Eine neue Zeit
macht sich breit.
Nur kein Neid,
jedem sein Leid.
Ein Bettler handelt,
zum Fürst sich wandelt.
Ein hartherziger Reicher
wird endlich weicher.
Alle Menschen sind gleich,
da werden die Bösen bleich.
Träume nicht weiter,
es wird nicht so heiter.
Menschlichkeit bleibt fern,
das ist der reale Kern.

© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany
Autor des Romans „Das Chaos

Dienstag, 22. Dezember 2009

Das Alter kein Grund zur Panik.

Eines Tages stehst du auf, wanderst vom Bett in das Badezimmer, schaust in den Spiegel. Was siehst du? Das Alter! Gealtert innerhalb kürzester Zeit. Das Alter hat sich langsam von unten in dein Leben geschlichen und dann schlagartig sein wahres Gesicht offenbart.

Grausam und ohne jegliche Regung starrt dich diese alte Fresse aus dem Spiegel an. Der Rasierschaum bedeckt den größten Teil deines Gesichtes. Du denkst: „Hoffentlich sind nachher die Falten weg!“ Langsam lässt du deinen Nassrasierer über deine Gesichtshaut schwingen. Die Klinge müsste auch Mal wieder gewechselt werden. Bei Gelegenheit, nicht jetzt, da gibt es Wichtigeres zu tun. Du wischst mit einem Handtuch die letzten Schaumreste weg, ein Blick. Mein Gott! Scheiße! Du siehst Scheiße aus! Die Falten und die blasse Haut. Sieht so der Tod auf Urlaub aus?

Dann meldet sich auch noch deine innere Stimme.
„Warum hast du nicht schon früher in den Spiegel gesehen?“ „Unsinn! Ich schaue doch täglich in diesen Spiegel“ „Vielleicht ist der Spiegel irgendwie anders, kann doch sein.“ „Ich habe schon viel Unsinn von dir gehört, nur so einen Mist noch nicht. Der ist nicht kaputt!“ „Schaue dir meine Haare an: Was ist mit meinen Haaren? Die werden grau! Scheiße, die werden richtig grau!“ „Halt doch endlich deine Klappe und denke nach.“ „Über was bitte?“ „ Das ist doch wirklich nicht so schwer. Lass dir was einfallen, so kannst du unmöglich auf die Strasse. Jetzt weißt du wenigstens warum die junge Frau in der Nebenwohnung immer so lacht, du Armleuchter.“ „Wieso, die ist doch freundlich.“ „Mann, die lacht dich aus!“ „Dann lachen ja alle Frauen über mich!“ „Eben, du Klugscheißer, kommt langsam die Erleuchtung.“ „Was machen wir jetzt?“ „Was, wir? Ich würde sagen: Du!“

„Ich kann auf keinen Fall so arbeiten gehen. Am einfachsten wäre, ich lege mich in mein Bett und stehe nie mehr auf.“ „Hast du noch mehr so dämliche Einfälle! Das ist keine Lösung bestenfalls eine Erlösung.“

Ein letzter Blick in den Spiegel, doch es hat sich keine Veränderung ergeben, die Fratze des Alters bleibt. „Ich habe immer noch geglaubt, ich sei attraktiv, dabei haben die Damen nur noch über mich gelächelt.“

„Hör auf zu Jammern! Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung.“ „Du hast gut reden, du bist ja auch nur mein Gewissen.“ „Genau ohne Gewissen wärst du doch im Eimer.“ „Was willst du von mir? Ich habe im Moment genug zu ertragen!“ „Werde bloß nicht sentimental, handele lieber, solange es noch nicht zu spät ist.“ „Gut! Was soll ich deiner Auffassung nach tun?“

„Du stürmst den nächstbesten Drogeriemarkt, kaufst alles ein was es so gibt.“ „Ich bin ein Mann! Ich habe keine Ahnung! Wie soll ich wissen, was ich brauche?“

„Eine noch dümmere Selbstdarstellung hast du nicht auf Lager? Sei ein Mann! Gehe in die Drogerie und kaufe ein.
Ein Mittel zum färben der Haare, ein Peeling und eine Gesichtsmaske lauter so ein Kram.“

„Was für eine Maske? Was für ein Peeling?“ „Das ist doch wirklich nicht schwer, lese dir die Beschreibungen auf den Packungen durch. Du kennst dich doch mit Beschreibungen aus.“

In wilder Eile den Drogeriemarkt aufgesucht wie Michael Jackson eingemummt damit keiner einen erkennt. Verstohlen um sich geblickt, den Warenkorb ordentlich gefüllt. „Das hätte ich auch im internet anonym bestellen können.“ „Stell dich nicht so an! Wann hättest du die Lieferung gekriegt?“
Achselzucken.
„Eben! Ab Marsch an die Kasse mit dir.“
An der Kasse stehen gelangweilte Hausfrauen herum, haben ihre Klatschstunde eröffnet. „Müssen die Weiber so genau auf meinen Korb schauen? Guck! Guck, die Frau grinst.“

„Mein Gott! Da musst du noch einmal durch, danach aber kommt wieder der Sonnenschein. Glaube mir, die Frauen werden dich wieder mit anderen Augen sehen.“

Die Rechnung bezahlt um gleich den Drogeriemarkt zu verlassen. Hurtig über die Strasse gestürmt. Endlich das Haus erreicht, im Hausflur kommt die Erkenntnis. „Das ist bis jetzt Spitze gelaufen! Jetzt wird sich gepflegt und dann kann ich auch wieder unter die Leute.“

Freudig werden die Treppenstufen genommen. Ein Aufprall, ein Schrei. „Kannst du nicht aufpassen! Du Lümmel. Ich glaube, ich muss mit deiner Mutter reden so geht es jedenfalls nicht.“

Hier liegt wohl eine Verwechselung vor. Die Tüte fällt aus der Hand, der Inhalt verstreut sich auf den Treppenstufen. Die Tarnung fällt, zwei Augenpaare treffen sich. „Die Augen kenne ich doch. Die gehören zu meiner Nachbarin.“ „Mist! Jetzt weiß es das ganze Haus!“ Ein Lächeln erwärmt das Herz. Sie hat ein schönes Lächeln.

Ich hingegen lege ein verlegenes Rouge auf. Die Nachbarin bückt sich und hebt das Haarfärbemittel auf. Das Rouge wechselt nun über in Schamröte. Sie hält es lässig in den Händen, betrachtet die Packung und lacht laut auf.

„Ist es so, wie ich es jetzt vermute?“ Alles im Eimer, jetzt muss es wohl raus. „Ich habe in den Spiegel gesehen.“ Sie leicht amüsiert. „Tun wir nicht alle zuweilen einen Blick in den Spiegel werfen. Ich mindestens drei Mal am Tag.“

Ein leichtes, zustimmendes Nicken von männlicher Seite. Sie nimmt die Tüte in ihre zarten und schönen Hände. Anschließend hebt dieser Traum von Frau die Sachen vom Boden auf und legt sie in die Tüte hinein. Sie schaut mich mit ihren schönen Augen an.

„Was soll der Quatsch?“ „Welcher Quatsch? Ich pflege mich!“ Sie reicht mir die Einkaufstüte zurück. „Wegen mir brauchen Sie sich nicht zu verstellen.“

Das ist der freie Fall, von oben nach unten außerdem noch schmerzhaft, obwohl nur in Gedanken vollzogen.

Sie verschränkt die Arme über ihrer Brust. „Bisher habe ich sie für einen gutaussehenden Mann gehalten, der sogar mein Interesse geweckt hat.“
„Hat die Tomaten auf den Augen! Was ist mit grauen Haaren, Falten und so weiter?“
Wie aus der Ferne ertönt ihr Stimme. „Sollten Sie allerdings auf die Idee kommen sich die Haare rot zu färben, schaue ich Sie nie wieder an.“
„Wieso rot? Ich färbe sie in meiner Naturfarbe.“
„Das Mittel in der Packung wird ein schönes feuerrot.“
„Ehrlich?“
„Wenn ich es sage dann ist es so. Außerdem was soll der Unsinn, es gibt keinen Grund sich die Haare zu färben.“
„Keinen Grund?“
„Nein! Ich denke, ich nehme die Angelegenheit in die Hände damit der Mann sich nicht ganz unmöglich macht.“
„Das freut mich sehr. Ich habe schon geglaubt, ich muss mich verstecken.“
„Blödsinn! Eine Gegenleistung ist aber schon fällig.“
„Ich habe eine Idee, ich koche für uns beide ein schönes Abendessen.“
Die Nachbarin lächelt mitleidig. „Ich bin sehr gespannt auf ihre Kochkünste.“
„Oh! Das kann ich.“
Sie geht die Treppe hinab. „Das will ich für Sie hoffen. Wir sehen uns am Abend.“ Vor meinen Augen entschwindet der weibliche Traum, hinterlässt lediglich einen zarten Hauch eines Parfüm in der Luft.

Meine innere Stimme ist längst wieder auf vollen Touren.
„Wir müssen einkaufen gehen, schließlich sind wir nicht auf den Besuch vorbereitet.“ „Du meine Güte, klar doch. Ich bringe nur noch die Sachen hier in die Wohnung.“

„Schmeiße sie gleich in die Mülltonne. Nein, verschenke sie an die Alte im sechsten Stock. Die hat rote Haare und sicher keine hohe Rente.“ „Gut, wir stellen es vor ihrer Tür ab.“ „Feigling!“ „Es reicht jetzt, das Gewissen schweigt ab sofort.“ „Ich kann eisern Schweigen, du wirst schon noch sehen was du davon hast.“

Die Einkaufstüte vor der Wohnungstür abgestellt. Danach gut gelaunt im Supermarkt eingekauft. Am Abend ein herrliches Menü zelebriert und dabei gewonnen.

Sie heißt Laura und ist zudem zehn Jahre jünger. Wir ziehen nächste Woche in eine gemeinsame Wohnung auf dem Land. Sie liebt die Stille und die Landluft so wie ich. Mein neuer Wahlspruch heißt neuerdings:

„Das Alter kein Grund zur Panik.“

© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany,
Autor des Romans „Das Chaos

Das Alter kein Grund zur Panik.


Eines Tages stehst du auf, wanderst vom Bett in das Badezimmer, schaust in den Spiegel. Was siehst du? Das Alter! Gealtert innerhalb kürzester Zeit. Das Alter hat sich langsam von unten in dein Leben geschlichen und dann schlagartig sein wahres Gesicht offenbart.

Grausam und ohne jegliche Regung starrt dich diese alte Fresse aus dem Spiegel an. Der Rasierschaum bedeckt den größten Teil deines Gesichtes. Du denkst: „Hoffentlich sind nachher die Falten weg!“ Langsam lässt du deinen Nassrasierer über deine Gesichtshaut schwingen. Die Klinge müsste auch Mal wieder gewechselt werden. Bei Gelegenheit, nicht jetzt, da gibt es Wichtigeres zu tun. Du wischst mit einem Handtuch die letzten Schaumreste weg, ein Blick. Mein Gott! Scheiße! Du siehst Scheiße aus! Die Falten und die blasse Haut. Sieht so der Tod auf Urlaub aus?

Dann meldet sich auch noch deine innere Stimme.

„Warum hast du nicht schon früher in den Spiegel gesehen?“ „Unsinn! Ich schaue doch täglich in diesen Spiegel“ „Vielleicht ist der Spiegel irgendwie anders, kann doch sein.“ „Ich habe schon viel Unsinn von dir gehört, nur so einen Mist noch nicht. Der ist nicht kaputt!“ „Schaue dir meine Haare an: Was ist mit meinen Haaren? Die werden grau! Scheiße, die werden richtig grau!“ „Halt doch endlich deine Klappe und denke nach.“ „Über was bitte?“ „ Das ist doch wirklich nicht so schwer. Lass dir was einfallen, so kannst du unmöglich auf die Strasse. Jetzt weißt du wenigstens warum die junge Frau in der Nebenwohnung immer so lacht, du Armleuchter.“ „Wieso, die ist doch freundlich.“ „Mann, die lacht dich aus!“ „Dann lachen ja alle Frauen über mich!“ „Eben, du Klugscheißer, kommt langsam die Erleuchtung.“ „Was machen wir jetzt?“ „Was, wir? Ich würde sagen: Du!“

„Ich kann auf keinen Fall so arbeiten gehen. Am einfachsten wäre, ich lege mich in mein Bett und stehe nie mehr auf.“ „Hast du noch mehr so dämliche Einfälle! Das ist keine Lösung bestenfalls eine Erlösung.“

Ein letzter Blick in den Spiegel, doch es hat sich keine Veränderung ergeben, die Fratze des Alters bleibt. „Ich habe immer noch geglaubt, ich sei attraktiv, dabei haben die Damen nur noch über mich gelächelt.“

„Hör auf zu Jammern! Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung.“ „Du hast gut reden, du bist ja auch nur mein Gewissen.“ „Genau ohne Gewissen wärst du doch im Eimer.“ „Was willst du von mir? Ich habe im Moment genug zu ertragen!“ „Werde bloß nicht sentimental, handele lieber, solange es noch nicht zu spät ist.“ „Gut! Was soll ich deiner Auffassung nach tun?“

„Du stürmst den nächstbesten Drogeriemarkt, kaufst alles ein was es so gibt.“ „Ich bin ein Mann! Ich habe keine Ahnung! Wie soll ich wissen, was ich brauche?“

„Eine noch dümmere Selbstdarstellung hast du nicht auf Lager? Sei ein Mann! Gehe in die Drogerie und kaufe ein.

Ein Mittel zum färben der Haare, ein Peeling und eine Gesichtsmaske lauter so ein Kram.“

„Was für eine Maske? Was für ein Peeling?“ „Das ist doch wirklich nicht schwer, lese dir die Beschreibungen auf den Packungen durch. Du kennst dich doch mit Beschreibungen aus.“

In wilder Eile den Drogeriemarkt aufgesucht wie Michael Jackson eingemummt damit keiner einen erkennt. Verstohlen um sich geblickt, den Warenkorb ordentlich gefüllt. „Das hätte ich auch im internet anonym bestellen können.“ „Stell dich nicht so an! Wann hättest du die Lieferung gekriegt?“

Achselzucken.

„Eben! Ab Marsch an die Kasse mit dir.“

An der Kasse stehen gelangweilte Hausfrauen herum, haben ihre Klatschstunde eröffnet. „Müssen die Weiber so genau auf meinen Korb schauen? Guck! Guck, die Frau grinst.“

„Mein Gott! Da musst du noch einmal durch, danach aber kommt wieder der Sonnenschein. Glaube mir, die Frauen werden dich wieder mit anderen Augen sehen.“

Die Rechnung bezahlt um gleich den Drogeriemarkt zu verlassen. Hurtig über die Strasse gestürmt. Endlich das Haus erreicht, im Hausflur kommt die Erkenntnis. „Das ist bis jetzt Spitze gelaufen! Jetzt wird sich gepflegt und dann kann ich auch wieder unter die Leute.“

Freudig werden die Treppenstufen genommen. Ein Aufprall, ein Schrei. „Kannst du nicht aufpassen! Du Lümmel. Ich glaube, ich muss mit deiner Mutter reden so geht es jedenfalls nicht.“

Hier liegt wohl eine Verwechselung vor. Die Tüte fällt aus der Hand, der Inhalt verstreut sich auf den Treppenstufen. Die Tarnung fällt, zwei Augenpaare treffen sich. „Die Augen kenne ich doch. Die gehören zu meiner Nachbarin.“ „Mist! Jetzt weiß es das ganze Haus!“ Ein Lächeln erwärmt das Herz. Sie hat ein schönes Lächeln.

Ich hingegen lege ein verlegenes Rouge auf. Die Nachbarin bückt sich und hebt das Haarfärbemittel auf. Das Rouge wechselt nun über in Schamröte. Sie hält es lässig in den Händen, betrachtet die Packung und lacht laut auf.

„Ist es so, wie ich es jetzt vermute?“ Alles im Eimer, jetzt muss es wohl raus. „Ich habe in den Spiegel gesehen.“ Sie leicht amüsiert. „Tun wir nicht alle zuweilen einen Blick in den Spiegel werfen. Ich mindestens drei Mal am Tag.“

Ein leichtes, zustimmendes Nicken von männlicher Seite. Sie nimmt die Tüte in ihre zarten und schönen Hände. Anschließend hebt dieser Traum von Frau die Sachen vom Boden auf und legt sie in die Tüte hinein. Sie schaut mich mit ihren schönen Augen an.

„Was soll der Quatsch?“ „Welcher Quatsch? Ich pflege mich!“ Sie reicht mir die Einkaufstüte zurück. „Wegen mir brauchen Sie sich nicht zu verstellen.“

Das ist der freie Fall, von oben nach unten außerdem noch schmerzhaft, obwohl nur in Gedanken vollzogen.

Sie verschränkt die Arme über ihrer Brust. „Bisher habe ich sie für einen gutaussehenden Mann gehalten, der sogar mein Interesse geweckt hat.“

„Hat die Tomaten auf den Augen! Was ist mit grauen Haaren, Falten und so weiter?“

Wie aus der Ferne ertönt ihr Stimme. „Sollten Sie allerdings auf die Idee kommen sich die Haare rot zu färben, schaue ich Sie nie wieder an.“

„Wieso rot? Ich färbe sie in meiner Naturfarbe.“

„Das Mittel in der Packung wird ein schönes feuerrot.“

„Ehrlich?“

„Wenn ich es sage dann ist es so. Außerdem was soll der Unsinn, es gibt keinen Grund sich die Haare zu färben.“

„Keinen Grund?“

„Nein! Ich denke, ich nehme die Angelegenheit in die Hände damit der Mann sich nicht ganz unmöglich macht.“

„Das freut mich sehr. Ich habe schon geglaubt, ich muss mich verstecken.“

„Blödsinn! Eine Gegenleistung ist aber schon fällig.“

„Ich habe eine Idee, ich koche für uns beide ein schönes Abendessen.“

Die Nachbarin lächelt mitleidig. „Ich bin sehr gespannt auf ihre Kochkünste.“

„Oh! Das kann ich.“

Sie geht die Treppe hinab. „Das will ich für Sie hoffen. Wir sehen uns am Abend.“ Vor meinen Augen entschwindet der weibliche Traum, hinterlässt lediglich einen zarten Hauch eines Parfüm in der Luft.

Meine innere Stimme ist längst wieder auf vollen Touren.

„Wir müssen einkaufen gehen, schließlich sind wir nicht auf den Besuch vorbereitet.“ „Du meine Güte, klar doch. Ich bringe nur noch die Sachen hier in die Wohnung.“

„Schmeiße sie gleich in die Mülltonne. Nein, verschenke sie an die Alte im sechsten Stock. Die hat rote Haare und sicher keine hohe Rente.“ „Gut, wir stellen es vor ihrer Tür ab.“ „Feigling!“ „Es reicht jetzt, das Gewissen schweigt ab sofort.“ „Ich kann eisern Schweigen, du wirst schon noch sehen was du davon hast.“

Die Einkaufstüte vor der Wohnungstür abgestellt. Danach gut gelaunt im Supermarkt eingekauft. Am Abend ein herrliches Menü zelebriert und dabei gewonnen.

Sie heißt Laura und ist zudem zehn Jahre jünger. Wir ziehen nächste Woche in eine gemeinsame Wohnung auf dem Land. Sie liebt die Stille und die Landluft so wie ich. Mein neuer Wahlspruch heißt neuerdings:

„Das Alter, kein Grund zur Panik.“

© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany,

Autor des Romans „Das Chaos

Liebe und Geborgenheit


An einem schönen Tag die Liebe sehen,
gemeinsam entlag des Weges gehen.

Auf einer grünen Wiese liegen,
im Rausch die Gefühle siegen.

Gemeinsam Hand in Hand lachen,
sich gegenseitig Freude machen.

Die Welt ist merkwürdig leicht,
der graue, regnerische Alltag weicht.

Zwei Herzen entzündet in wilder Glut,
bereit zu sein ein Fleisch und Blut.

Aus dem Augenblick entsteht ein Leben,
sich Liebe und Geborgenheit geben.


© Bernard Bonvivant

Mittwoch, 10. Juni 2009

Faltenfüller ist der Knüller

Wer will ewiglich Jugend haben, der muss hin zum Arzte gehen. Spritzen hin und Spritzen her, Spachteln und polieren, dabei mit Garantie dreißig Lenze jünger im Glanz erstrahlen.
Gleich geht es dann so richtig rund mit Hyaluronsäure, Kollagen, Poly-L-Milchsäure , Plasma-Gel, Calcium-Hydroxylapatit, Silikon, Aptos-Fäden, Polymethylmethacrylat oder nur Hyaluronsäure mit Acrylhydrogel. Lasst die Kritiker schreien, Hauptsache wir erscheinen in Kunststoff bunt.
Ein Bauch voller Fett, keine Qual, wird abgesaugt. Hängebäckchen und Mundwinkel werden aufgepolstert. Unscheinbare Lippen werden mit der Spritze zum Hingucker der Saison.
Manches Weibe ärgert sich schon lange wegen eines unscheinbaren Vorbaus und so wird ganz schnell, gerichtet und aufgerüstet. Dank Silikon werden wahre Kunstwerke vollbracht. So entsteht aus einem Mauerblümchen, einem hässlichen Entchen in kurzer Zeit ein Männertraum. Für manchen Zeitgenossen kann sich aber dieser Umstand auch zum Alptraum entwickeln.
Was gibt es hier noch groß zu klagen, die Schönheitschirurgie macht alle Träume wahr. Geld spielt dabei keine Rolle.
Einzig und allein herrscht hier nur die Qual der Wahl, welche Träume in Erfüllung gehen. Die Gesellschaft dankt es gern, neues Ansehen, haufenweise Verehrer und vielleicht wird auch jetzt der Traum vom Millionär oder der Millionärin in Erfüllung gehen.
Insofern sind die Faltenfüller jetzt der wahre Knüller. Der letzte Schrei nach dem Heer der Köche kommen jetzt die originellsten Modernisierer an Menschenfassaden auf die Mattscheiben dieser Welt.
Es sei den Kunstobjekten vergönnt, demnächst sind Schönheitsoperationen sogar als Renovierungsarbeiten voll von der Steuer absetzbar unter dem Begriff Werbungskosten. Einziger Wermutstropfen, im Todesfall muss mit einer Sonderentsorgungsabgabe für nicht bzw. schwer abbaubare Substanzen gerechnet werden.
Was soll es, diesen Obolus können dann die lieben Erben bezahlen.
© Bernard Bonvivant

Mittwoch, 4. März 2009

Der alte Fischer und das späte Glück



Die Normandie liegt im Norden Frankreichs. Der Name der Region stammt aus dem Mittelalter als einheimische Franzosen und die hereingezogenen Wikinger einen neuen Volksstamm begründeten, die Normannen.

Die Landschaft ist so einzigartig, wie die in der Geschichte wechselnden Eroberer. Unsere Erzählung führt uns an die Küste der Haute Normandie. Am 6.Juni 1944 startete hier die Operation Overlord.

Die Menschen der Normandie sind nicht nur viel gewohnt, sie haben auch ihre eigene Lebensweise, ihre eigenen Ansichten. Das ist völlig normal zudem ist das Leben hier nicht immer ganz so einfach.

Der alte Antoine, siebzig Jahre ist so ein typisches Beispiel. Den Stürmen des Lebens getrotzt, die Haut vom Meersalz gegerbt, immer mit dem Meer gerungen. An diesem Morgen steht er am Kai vor seinem Fischerboot und die Welt sieht eher düster aus. Es ist ein schöner Morgen genau richtig um sich des Lebens zu erfreuen. In Antoines Brust aber schlägt ein wundes Herz.
Die Seemöwen umkreisen ihn, setzen sich keck auf seinem Schiff ab. Seine Mathilde aber schweigt, so wie es im Moment aussieht schweigt sie wohl für immer. In fünfzig Jahren hat sie ihn nie im Stich gelassen. Ausgerechnet jetzt, wo er wieder einmal fast Pleite ist, gibt die Maschine den Geist auf. Sein Atem geht schwer, sein Blick ist leer. Er starrt geradeaus auf die See.

Ein Fahrrad kommt des Weges daher auf dem Sattel sitzt Hugo. Hugo ist auch nicht mehr der Jüngste, Frührentner seit einem Unfall in der Fabrik und fährt der Gesundheit wegen mit auf dem Schiff. Er stellt sein Fahrrad ab.
„ Morgen Antoine, was ist los? Wieso läuft die Maschine noch nicht?“
Der alte Fischer dreht sich zu seinem Freund um, blickt ihn stumm an. Hugo macht eine abwehrende Handbewegung.
„Verstehe die wortkargen Normannen hüllen sich in Schweigen.“
Antoine muss doch leicht lächeln.
„ Du alter Schwätzer! Nichts verstehst du, rein gar nichts!“
Hugo tritt neben ihn, betrachtet das Schiff.
„ Sieht unsere Mathilde nicht gut aus?“
Antoine schaut ihn entsetzt an.
„ Meine Mathilde ist tot!“
„Ja! Die echte Frau schon, aber das Schiff lebt doch.“
„Eben nicht!“
„Was willst du damit sagen?“
Antoine sagt spöttisch.
„Was schon, die Maschine ist im Eimer.“
„Schöne Scheiße! Was machen wir nun?“
Antoine gibt keine Antwort. Er macht sich auf den Weg zum Leuchtturm. Vor dem Eingang steht eine Bank.
Der Blick von dieser Bank reicht weit auf das Meer hinaus. Irgendwann eines Tages musste es soweit kommen.
Aus! Vorbei! Fischerei Ade.
Jetzt darf er wohl hier sitzen, wie ein alter Greis und sich nach seinem geliebten Meer sehnen.
Hugo der nun auch bei der Bank eingetroffen ist, setzt sich neben ihn.
„Jetzt sitzen wir hier zwei alte Fischer auf der Abschiebebank.“
Das hätte Hugo besser nicht gesagt.
„Fischer? Ich bin Fischer, du bist allenfalls ein Fabrikarbeiter oder besser gesagt Hilfsmatrose.“
„Jetzt werde Mal nicht beleidigend, ich bin dein Freund. Irgendwas müssen wir doch tun können?“
Antoine faltet die Hände wie zum Gebet sein Blick wandert über das Meer.
„Da gibt es nicht mehr viel zu tun. Ich müsste das Haus beleihen und das macht meine Tochter nicht mit. Der Fang ist halt in den letzten Jahren immer stärker zurückgegangen. Meine Reserven habe ich schon lange aufgebraucht. An Wunder glaube ich nicht mehr. Ich werde Nicolas bitten mir das Boot auf das offene Meer zu schleppen, dann ersaufe ich mich mit Mathilde.“
Hugo wird kreidebleich, das meint der wohl noch im Ernst.
„Du kannst doch nicht einfach dein Boot versenken mit dir. Du spinnst doch! Ich glaube du hast den Verstand verloren.“
„Vielleicht habe ich noch nie Verstand besessen. Meine Mathilde hat zu Lebzeiten immer gesagt, ich sei ein verrückter Kerl. Die muss es wohl gewusst haben.“
„Das hast du falsch verstanden deine Frau hätte nie deinen Tod gewollt. Nie! Da bin ich mir ganz sicher, so wie die war.“
„Ich bin am Ende und dieser Baptiste wird nie mein Boot bekommen und verschrotten lasse ich meine Mathilde auch nicht. Das kannst du mir ruhig glauben.“
„Du solltest überlegen, wie wir an eine neue Maschine kommen. Ich denke Mathis würde die einbauen.“
„Hugo das ist dein Problem, du denkst zuviel! Das Spiel ist aus, endgültig. Vorbei verstehst du, mein Leben ist dahin.“

Adelina, die Witwe des Fischers Louis steht plötzlich vor ihrer Bank.
„Was redest du nur für einen Müll! Hast du Nichts anderes zu tun, als mir meine Bank am Morgen zu klauen. Schaff dich auf dein Schiff, Antoine und nimm deinen Zwerg gleich mit.“
Erschrocken, schauen Antoine und Hugo auf die erboste Frau vor ihnen.
„Adelina! Was machst du hier?“
„Frage nicht so blöd, Antoine! Ich will auf meine Bank mit meinem Mann reden.“
Hugo fällt natürlich wieder einmal dazu eine Anmerkung ein, die er besser unterlassen sollte.
„Madame der liegt auf dem Friedhof.“
„Was mischt dieser dämliche Zwerg sich eigentlich in unser Gespräch ein. Natürlich liegt Louis auf dem Friedhof! Wo den sonst du Blödmann? Er ist schließlich in seinem Bett gestorben; aber das Meer war seine große Liebe. Wir unterhalten uns eben auf dieser meiner Lieblingsbank.“

Hugo ist ganz still, mucksmäuschenstill. Dieser alten Furie darf er nicht noch mehr Gelegenheit geben zur Schelte.
„Wieso bist du nicht auf deinem Schiff Antoine?“
„Ich bin am Ende!“
„So wie du da sitzt, einem Häufchen Elend gleich, könnte ich dem glatt zustimmen. Falls du aber glaubst, ich ziehe dir die Würmer aus der Nase irrst du dich gewaltig.“
Antoine rappelt sich auf, sieht von oben auf sie herab. Die wäre damals fast seine Frau geworden, wäre nicht Mathilde aus Paris plötzlich hier aufgetaucht.
„Meine Maschine ist kaputt!“
„Na und dann baue dir eine Neue ein.“
„Du weißt schon, ich kann sie nicht selber einbauen. Außerdem habe ich kein Geld.“
Adelina setzt sich lächelnd auf die Bank.
„So! So! Antoine ist also Pleite. Was machen wir da?“
„Ich werde nie, wie du, an diesen Scheiß Baptiste verkaufen.
Mein Schiff und ich gehen im Meer unter.“
Adelina lacht nun ungeniert und laut.
„Das möchte ich sehen, wie du mit einem kaputten Motor das Schiff auf das Meer bekommst. Du bist wirklich ein großer lieber Spinner. Das habe ich immer an dir gemocht, deine zuweilen total verrückten Ideen. Leider hast du dir ja die Falsche genommen.“
„Ich hatte eine herzensgute Frau!“
Adelina zeigt unvermittelt ihre weibliche Größe.
„Das würde ich auch so sehen, du hattest eine großartige Frau. Weil das so war, oder sage ich besser vielleicht auch noch ist, zumindest wenn wir nach dem Schiff da schauen, verrate ich dir ein Geheimnis. Ich habe zwar das Schiff verkauft, nicht aber das große Ersatzteillager.“
Antoine schaut sie sprachlos an.
„Was willst du damit sagen Adelina?“
„Nun vielleicht habe ich deinen dramatischen, theatralischen nicht anzusehenden Abgang vorausgeahnt. Kann ich so etwas Marie antun? Den Vater den Haien zu opfern, also ehrlich. Antoine ohne dich wäre die Küste hier mehr als leer.“
Sie nimmt aus ihrer Tasche einen Schlüsselbund, entfernt einen Schlüssel und reicht ihn Antoine.
„Erwarte nicht da sich mitkomme, ich habe von dem Kram keine Ahnung, es gehört alles dir.“
Antoine nimmt den Schlüssel wiegt ihn schwer in seinen Händen.
„Das kann ich nicht bezahlen.“
Adelina ist leicht verärgert.
„Willst du mich beschämen? Ich schenke dir den Kram und du faselst hier was von bezahlen! Mache dich auf den Weg damit ich meine Ruhe habe.“
Hugo packt den überraschten Antoine am Ärmel seiner Jacke und zieht ihn mit sich fort.
„Das ist wie Weihnachten!“
Antoine kann es nicht glauben.
„Warum tut sie das?“
„Mann alter Esel, die liebt dich immer noch. Du solltest dich mehr erkenntlich zeigen.“
„ Niemals! Ich liebe meine Mathilde!“
Hugo bleibt stehen und schreit Antoine an.
„Wann wirst du endlich wach! Mathilde liegt über zehn Jahre unter der Erde.“
„Das verstehst du nicht! Das kann keiner verstehen!“

In dem großen Schuppen staunen sie nicht schlecht. Sie finden in der Tat eine Maschine, aber auch einen wahren Fundus an Ersatzteilen. Die Zukunft scheint gesichert.
„Jetzt brauchen wir nur noch einen, der uns den Motor einbaut.“
Hugo sitzt auf einer großen Holzkiste, meint lächelnd.
„Und das kostet Geld!“
„Eben, solches habe ich ja nicht.“
„Du solltest einfach mit Nicolas reden, an sein gutes Herz appellieren.“
„Hugo ich glaube nicht das wir damit viel erreichen werden.“ „Wir können es doch trotzdem wagen.“
„In Ordnung reden wir mit ihm.“

Auf dem Weg zu Nicolas laufen sie direkt Adelina und Marie in die Arme.
„Hallo Vater, habe schon von deinem Pech gehört. Dieses Mal ist es die Maschine.“
Antoine bleibt auf der Straße stehen, blickt die zwei Frauen wie ein Weltwunder an. Wieso kommen die gemeinsam? Warum reden die miteinander? Was läuft hinter seinem Rücken?
„Wieso redet ihr miteinander?“
Marie zuckt mit den Schultern.
„Wieso? Weil wir Menschen sind, zudem ist es nicht klug im Alter allein zu sein.“
Antoine entrüstet sich. „Ich bin nicht allein.“
„Doch Vater, du hast dich allein auf dein Schiff verzogen mit deinem Leichtmatrosen. Gehst ständig dem Leben aus dem Weg. Weißt du eigentlich wie viel Glück du hast, uns beide Frauen zu haben.“
„Das muss ich jetzt nicht verstehen!“
„Komm Adelina die Geschichte mit Nicolas müssen wir auch noch regeln, bevor das in die Hose geht.“
Die beiden Frauen gehen mit zur Werkstatt von Nicolas.
Nicolas ist im Alter von Marie, bereits geschieden und seit längerer Zeit der heimliche Freund von Marie.
Das darf der Papa aber nicht unbedingt wissen, der hat eigentlich einen besseren Schwiegersohn verdient.

Die Werkstatt ist eine Autowerkstatt, Boote werden nur noch selten repariert, das Geschäft lohnt einfach nicht mehr.
Serge der Geselle von Nicolas erblickt die Viererbande als Erster.
„Nicolas, ich glaube du kriegst richtigen Besuch.“
Nicolas hebt seinen Kopf, aus dem Motorraum eines Citroen, schaut interessiert auf die Straße. Sein Herz schlägt Salto, Marie ist dabei. Gleichzeitig steigt beim Anblick von Antoine, der Adrenalinspiegel gewaltig an. Das gibt Ärger!
„Ich glaube, ich gehe besser vor die Tür. Es könnte sein, dass der Alte hier gleich Kleinholz veranstaltet.“
Serge grinst ungeniert.
„Kein Wunder, wo du doch seine edle, heilige Tochter bumst!“
„Keine so ordinären Ausdrücke! Wir lieben uns.“
Serge gibt ihm noch einen guten Ratschlag mit auf den Weg. „Es heißt der Alte hat früher einen mächtigen Hammer drauf gehabt, du solltest beizeiten in Deckung gehen.“
„Du Rotzlümmel sei endlich ruhig.“
Lachend geht Nicolas vor die Halle. Lachen steckt zuweilen an, seine Marie lächelt ihm entgegen, Tante Adelina lächelt, Hugo lächelt. Was macht Antoine?
Der blickt diese ganze Sippe fragend an. Was geht hier vor? Die Antwort kriegt er auch noch aus denen heraus. Da ist er sich sicher.
Nicolas fragt freundlich. „Was gibt es Antoine?“
Der grault sich etwas verlegen seine wenigen verbliebenen Haare unter der Baskenmütze.
„So wie es aussieht brauche ich deine Hilfe.“
Nicolas ist keineswegs erstaunt.
„Nur zu raus damit!“
„Meine Mathilde, ich meine mein Schiff, also wie soll ich dir das jetzt erklären. Ich meine, ich habe kein Geld, aber eine Maschine habe ich schon.“
Nicolas fängt laut zu lachen an. Es geht nicht direkt um Marie, diese Nachricht beruhigt zumindest ihn.
„Hast du etwa einen Motorschaden?“
Antoine nickt, sieht dabei verlegen unter sich.
„Ehrlich gesagt, habe ich mich schon seit längerem gefragt, wie lange dein Kahn noch mitmacht. Die Fischerei ist doch keine Zukunft mehr. Du solltest das Geschäft an den Nagel hängen.“
Maria antwortet direkt.
„Nicolas, du sollst ihm die Maschine einbauen. Der Kahn muss auf See. Hast du eine Ahnung wie es um mich steht? Zuhause würde mein Vater mir eingehen, der braucht die Seeluft. Er wird nicht mehr groß fischen, das verspreche ich dir. Wir werden in Zukunft Ausflugsfahrten anbieten, Angelfahrten solche Sachen für Touristen. Wir haben sogar schon Aufträge. Adelina hat sich darum gekümmert. Ich habe übrigens mein Patent in der Tasche. Wir sind doch schließlich ein Familienunternehmen. Übrigens als zukünftiger Schwiegersohn könntest du es ihm leichter machen.“

Antoine begreift die Welt nicht mehr. Adelina hat sich um ihn gekümmert, Aufträge an Land gezogen. Seine Marie hat das Patent.
Er kriegt einen Schwiegersohn. Wo war er eigentlich wie das Alles passiert ist?
Tränen stehen in seinen Augen, ein Mann heult, ergriffen. Nicht verstehend wie das Schicksal, einfach Mal so, alle seine Sorgen wegfegt sein Leben bereinigt.
Unvermittelt drückt er Adelina an sich und gibt ihr einen Kuss. Das kommt für die Umstehenden vollkommen überrascht.
Nicolas der schon lange weiß, wie sehr seine Tante gelitten hat kann seine Freudentränen nicht verbergen.
Marie kommt zu ihm und er nimmt sie in seine Arme.

In den nächsten Tagen wird das Schiff in ein Trockendock verlegt, wird generalüberholt. Nicolas will kein Risiko eingehen, wenn seine Marie nun auch auf diesem Schiff fährt.
Innerhalb von einer Zeit von nur sechs Wochen sieht die Mathilde aus, als käme sie gerade erst frisch von der Werft.
Sozusagen bereit für ihre Jungfernfahrt mit neuen Zielen liegt sie wieder an ihrer alten Anlegestelle.

Baptiste steht vor dem Schiff mit einem seiner Vertrauten.
„Kannst du mir erklären, wie es möglich ist, dass dieser alte Scheißer wieder einen flotten Kahn hat? Bist du eigentlich noch zu dämlich eine Maschine richtig zu schrotten?“

Der Gescholtene blickt unterwürfig auf seinen Herrn.
„Ich verstehe das nicht! Vor allem wer hat dem die Maschine repariert?“
In ihrem Rücken stehen Nicolas und zwei Polizisten.
„Ich kann ihnen das sehr wohl erklären, außerdem hat diese Geschichte noch ein Nachspiel für sie Monsieur Baptiste.“
Der Angesprochene dreht sich mit seinem Begleiter um. Ehe er etwas sagen kann, klicken die Handschellen.
Nicolas lächelt ihn gütig an.
„Wir haben hier unsere eigenen Spielregeln müssen sie wissen. Wir dulden hier keine Verbrecher.“
Adelina sitzt auf der Bank am Leuchtturm und schaut auf den Mann neben ihr.
„Antoine ist es nicht langsam Zeit um in See zu stechen.“
„Ach weißt du, irgendwann findet auch ein alter Fischer einmal seinen Hafen. Ich muss nicht mehr jeden Tag auf See. Lassen wir doch die jungen Leute ran. Was meinst du, Adelina?“
„Mein lieber Antoine, ich habe mich schon gefragt, ob du jemals zu Vernunft kommst. Weißt du, besser spät als nie.“
Er schaut sie lächelnd an.
„Wie geht die Geschichte jetzt weiter?“
Sie nimmt ihn in den Arm.
„Ganz einfach, wir machen weiter, wo wir einst aufgehört haben.“
Antoine lächelt erfreut.
„Du meinst, wir sollten auf unsere alten Tage in den Hafen der Ehe einlaufen?“
Adelina gibt ihm einen Kuss. Natürlich sollten sie! Was spricht schon dagegen? Nichts!


© Bernard Bonvivant